Von Möhren und Blaubeeren
Tag 40
14.10.2018
Moin!
Nun gibt es wieder Nachricht von uns.π Heute fuhren wir weiter in Richtung Brisbane. Einen kleinen Zwischenhalt machten wir an einem Aussichtspunkt, am 'Wild Horse Mountain'. Der kleine Aufstieg entlohnte uns mit einer wundervollen Kulisse. Um uns herum war ein reiner Nadelholzwald, mit hoher Brandgefahr, wie wir oben auf dem Aussichtspunkt erfuhren. Der Aussichtspunkt war eigentlich eine Feuermeldestation, allerdings werden in der Gegend öfters auch bewusst Feuer zur Brandrodung gelegt. Dort sollte es auch sogenannte 'Brumbys', die australischen Wildpferde geben, aber wir konnten leider keine entdecken.
Für uns ging es dann sehr kurz nach Brisbane rein und sehr schnell wieder raus, da uns die Stadt zu groß war. Wir holten nur etwas aus unserem Postfach ab und dann flitzten wir auch schon zum nächstgelegenen Campingplatz. Endlich gab es hier kostenlose heiße Duschen, ein wahrer Luxus! Während wir abends noch die frische Luft genossen, sammelten sich über uns Hunderte und Aberhunderte der 'Fruit bats', den großen Fledermäusen. Diese tummelten sich einige Zeit faszinierenderweise über dem Campingplatz und verzogen sich dann nach einer Stunde wieder in unbekannte Gefilde.
Tag 41
17.10.2018
Nach den Tagen der Autofahrt, gönnten wir uns einen Tag der Ruhe, an dem wir die Kühle der Bibliothek in Kilcoy ausnutzten. Ich las, während Philip programmierte. Wir druckten noch einige Lebensläufe aus und dann ging es zum nächsten Campingplatz.
Tag 42
18.10.2018
Jobsuche, Jobsuche, Jobsuche, das war heute unser einziger Gedanke. Und von dem Campingplatz in Benarkin machten wir uns auf nach Blackbutt, wo unsere Suche beginnen sollte. Bewaffnet mit unseren Lebensläufen fuhren wir los. Wir wollten es erst einmal mit Farmarbeit versuchen und so klapperten wir die umliegenden Farmen ab. Bereits der erste Betrieb war ein kleiner Erfolg, da wir weitere Telefonnummern von anderen Farmen bekamen. Wir fuhren dann trotzdem weiter und kamen leider an vielen Avocadofarmen vorbei, deren Ernte bereits vorüber war. Meist wurden wir an eine andere Farm weiter verwiesen. Also versuchten wir unser Glück mit den Telefonnummern, die sich angesammelt hatten und nach zig Telefonaten konnten wir uns für den nächsten Tag Arbeit sichern. Allerdings wussten wir nicht, um welche Art der Arbeit es sich handeln würde. Nur eben, dass es ein Erntejob sein würde und wir um 5.30 Uhr auf einer Farm in Toogoolawah sein sollten. Also machten wir uns auf den Weg zu einem Campingplatz in Toogoolawah (Toogoolawah bedeutet: Der Baum, der wie ein zunehmender Mond gebogen ist. Es hat Tage gedauert, bis wir uns den Namen merken und ihn ausprechen konnten π€).
Wir wussten nicht, dass es sich bei dem Campingplatz um einen Landeplatz für Skydiver handelte. So konnten wir dann auch bis zum Eintritt der Dunkelheit jede Menge Skydiver vom Himmel gleiten sehen. Und auf der Nachbarwiese hoppelte sehr zu unserem Vergnügen fröhlich eine ganze Horde Kängurus umher. Während Philip versuchte die filigranen Hoppser mit der Kamera abzuschießen, wurde er von einem nicht ganz so amüsierten Vogel attackiert (keine Sorge, nichts passiert), den er scheinbar wahrscheinlich bei der Brut gestört hat. π¦π₯
Tag 43
19.10.2018
4.15 Uhr klingelte der Wecker und pünktlich um 5.30 Uhr ging es zur Farm. Dort angekommen, war erst einmal niemand zu sehen und so riefen wir unseren Arbeitgeber an, der meinte, dass wir zu den Wohnungen der Mitarbeiter gehen und nach einem Dan fragen sollten. Diesen fanden wir dann auch sehr schnell und er nahm uns und noch zwei Mädels mit zum Truck. Nun sprangen dann noch an die vier Leute mit auf die Ladefläche des Trucks und in rasanter Fahrt ging es zum Feld hoch. Auf dem Feld trafen wir dann auch unseren Chef und erfuhren dann, dass es ans Möhren ernten ging. Unglücklicherweise hatten wir uns keine Handschuhe mehr kaufen können und so mussten wir eben so ran. Nützt ja nichts.
Nach 5 Stunden in der Erde rumwühlen, war dann für den Tag Feierabend, da der Chef noch einen Termin hatte. Über den Feierabend waren wir nicht allzu unglücklich, aber die 5 Stunden haben sich für uns bei 24 AUD die Stunde gelohnt. Dreckig und geschafft, ging es für uns dann nur noch ins Schwimmbad und vor allem unter die Dusche.
Hut ab jedenfalls vor jedem Erntehelfer, der sechs Tage die Woche bei der brütenden Hitze an die 8 bis 9 Stunden auf dem Feld kniet und erntet. Da weiß man, was man getan hat. Wir hatten ja bereits nach einem Tag enorme Rückenschmerzen. Aber so war auch dies wieder ein Erfahrungswert und beim nächsten Mal Möhren essen, wissen wir, was für eine Arbeit dahinter steckt.
Man muss dazu sagen, dass der Betrieb, auf dem wir ernteten, ein biologischer war und mir scheint, er nutzte nicht unbedingt die effizienteste Erntestrategie. Dafür schafft es Arbeitsplätze.π
Tag 44
20.10.2018
Unseren freien Tag genossen wir, indem wir ausschliefen (also bis 6.30 Uhr, da werden wir meistens wach. Oft aber auch schon 5.30, eben wenn die ersten Vöglein anfangen zu tschirpenππ¦), dann statteten wir uns im Baumarkt mit Handschuhen aus und suchten wieder nach einem Job. Diesmal fanden wir einen, gleich für Montag um 8.00 Uhr auf einer Heidelbeerfarm. Die Bezahlung sollte diesmal nicht per Stunde, sondern pro Kilogramm stattfinden. Am Telefon sprach man vom 3-5 AUD pro Kilo. Wir dachten, wir probieren es zumindest einmal aus und hoffen, dass wir genug ernten.
Da die Blaubeerfarm im Nachbarort 'Crows Nest' sein sollte, fuhren wir noch rüber und zu unserem nächsten leider nicht kostenlosen Campingplatz. Dieser war dafür schön ruhig und mit super Duschen ausgestattet.
Früh betteten wir uns zur Ruh, machten sanft die Äuglein zu.π΄
Tag 45
21.10.2018
Pünktlich um 8.00 Uhr wären wir eigentlich auf der Farm angekommen, hätte unser Navigationsgerät uns nicht erst einmal direkt in den australischen Busch geleitet.π« Man sollte den Teilen gerade hier nicht immer zu hundert Prozent vertrauen, die Straßenführungen scheinen nicht ganz aktuell zu sein. Immerhin waren wir nicht die einzigen Verirrten, denn drei weitere Personen wurden ebenfalls von ihrem Navi in die Irre geführt. So entpuppte sich der Morgen dann erst einmal als kleine Expedition über Pferde- und Rinderweiden, mit nicht ganz so über unseren Besuch entzückten Rindern (mit riesigen, unheimlichen Hörnern!!! So titulierte Philip diese, denn seiner Meinung nach entkamen wir denen nur knapp π).
Aber wir fanden so immerhin heraus, dass unser Auto einigermaßen geländetauglich ist, wenn so ein exzellenter Fahrer wie Philip hinter dem Steuer sitzt. Irgendwann dann (laut unserem Navi) wenige hundert Meter vor unserem vermeintlichen Ziel, parkten wir dann unser Auto, da es dann doch zu unwegsam wurde. Unsere mitverirrten Hintermänner und Frauen, versuchten noch weiter zu fahren, blieben dann aber fast stecken und mussten ihr Fahrzeug ebenfalls zurücklassen. Und so liefen wir munter, stets in der Hoffnung, doch noch an ein Ziel zu gelangen ( man kann ja schließlich in Australien nie wissen, wo sich hier irgendwelche Farmen verstecken π) weiter, bis wir am 'Ziel' angelangten....
Und so standen wir dann mitten im Nirgendwo, direkt in einem Wald, der gleichzeitig eine Pferdeweide zu sein schien.π Da haben wir vielleicht geguckt. ABER: Wir WAREN pünktlich zur rechten Zeit..nur eben am falschen Ort. So informierten wir unsere Chefin über unsere spätere Ankunft und zurück ging es den ganzen Weg, vorbei an den gemeingefährlichen Stieren, die es nur auf unser rotes Auto abgesehen hatten (also ich zitiere hier nur Philip, dieser Wortlaut spiegelt nicht zwangsläufig die Meinung der Autorin wider). Irgendwann kamen wir dann zur falschen Zeit am richtigen Ort an und wurden in unsere Arbeit eingewiesen.
An sich war es eine sehr schöne und recht entspannte Arbeit, da nicht wirklich körperlich anstrengend. Und wir konnten nebenbei Musik hören und uns unsere Pausenzeiten frei einteilen. Es galt das Credo: Wer mehr pflückt, verdient auch mehr. Aber obwohl wir nicht langsam waren und selbt mit verspätetem Beginn der Arbeit und ohne richtige Pause, pflückten wir nach 7.5 Stunden Arbeit gerade einmal knapp 30 Kg zusammen. Da der Tagespreis für das Kilo gerade einmal etwas über 3 AUD/ Kg betrug, lohnte sich unser Einsatz überhaupt nicht. Und mit unseren 30kg lagen wir wohlgemerkt noch im guten Durchschnitt der Pflückergebnisse. Wir rechneten uns aus, wie viele Kilos wir schaffen müssten, um auch nur ansatzweise an den Mindestlohn heranzukommen. Für uns vollkommen utopisch und nicht erreichbar. Wir müssten das Doppelte pflücken vom bisher Erreichten und da es hier sogar verboten ist, unter Mindestlohn zu arbeiten (wobei das scheinbar nicht für alles gilt, da es so einige Jobs gibt, bei denen nach Gewicht bezahlt wird) entschieden wir uns, weiter nach Alternativen zu schauen.
Einerseits kann ich die Farmer durchaus gut verstehen, das so zu machen, da zumindest garantiert wird, dass die Arbeiter nicht einfach nur ihre Stunden abarbeiten und sich nicht bemühen. Andererseits erscheint mir das doch bei einem so extrem geringen Kilogrammpreis eher ausbeuterisch. π₯ Das wird also auch als Erfahrungswert verbucht und wir haben wenigstens einige nette Leute kennengelernt.
Nach der Arbeit fuhren wir zu einem günstigeren Campingplatz im Nationalpark Crows Nest und kurz vorm Einschlafen schlich noch ein seltenes 'Brush-tailed Rock-wallaby', ein Bürstenschwanz-Felskänguru neugierig am Auto entlang. π
Tag 46
22.10.2018
An diesem schönen Dienstag entschieden wir uns dazu, die zukünftige Jobsuche etwas weniger spontan zu gestalten und das Ganze mit etwas mehr Ruhe und Bedacht anzugehen. Wir waren ja meistens froh, erst einmal überhaupt irgendetwas gefunden zu haben. Aber jetzt, wo wir wissen, dass wir eine gute Gegend mit genug Arbeit gefunden haben, wollten wir uns unsere Jobs lieber in Ruhe auswählen und nun wissen wir zumindest einigermaßen, worauf wir achten müssen.
Morgens frühstückten wir im Park und schlenderten dann gemächlich durch das wirklich hübsche kleine Städtchen Crows Nest. Eine Stadt mit Charme und Charakter. Wir erkundeten die Stadt und besuchten dabei einige kleine aber feine Lädchen. Unter anderem die 'Softdrink factory', eine der ältesten Softdrinkhersteller in Australien, in der wir zig verschiedene, mehr oder minder delikate Sirupsorten testeten. Später ging es wahllos durch die idyllischen Seitengassen und einen schönen Park hindurch, bis hin zu einer kleinen Kunstausstellung.
Überall wurden wir sehr freundlich begrüßt, man kam immer sehr nett ins Gespräch und besonders in der Kunstausstellung, hatten wir es der freiwilligen Mitarbeiterin, einer lieben betagteren Dame, scheinbar angetan. Wir unterhielten uns bestimmt über eine Stunde mit ihr über Gott und die Welt und sie versuchte ihr Bestes, uns noch Tipps zur Arbeitssuche zu geben und leitete uns weiter an ein Besucherinformationszentrum in der nächsten Stadt, das zum Thema Arbeit mehr wissen sollte. Gerne wären wir zum Arbeiten in Crows Nest geblieben, aber leider waren alle Jobs schon belegt.
In dem angepriesenen Besucherinformationszentrum gab man uns gerne die Telefonnummern umliegender Farmen, die gerade Erntezeit haben.
Anschließend fuhren wir noch bei dem Nationalpark vorbei, da es dort einen Wasserfall geben sollte und eventuelle Aussicht auf Felsenkängurus. Beides sahen wir nicht, da der Wasserfall dank der Trockenheit ein winziges Rinnsaal war und die Kängurus Verstecken spielten. Aber Schildkröten verborgen sich unserem Sichtfeld dafür nicht. π’
Nun ging es noch nach Toowoombah, die nächstgrößere Stadt hinein, da wir uns dort bei einer Arbeitsagentur anmelden wollten. Nach dem erfolglosen Abklappern dreier Agenturen, die keine Backpacker betreuten, stießen wir auf die HB Agentur, die sich hervorragend um unsere Belange kümmerte. Dort füllten wir einige Bögen über unsere Erfahrungen und Interessen aus und gaben unsere Lebensläufe ab. Mit dem guten Ergebnis, besuchten wir noch das nächste Besucherinformationszentrum und staubten noch mehr Telefonnummern ab.
Auf unserem heutigen Campingplatz trafen wir noch auf einen Farmarbeiter, der uns eine Nummer einer Farm gab, auf der wir Zwiebeln pflücken könnten.
Für uns stand erst einmal fest, dass es morgen vorrangig vor der Arbeitssuche zu einer Autowerkstatt gehen würde, da sich über die letzten Wochen bei unserem Auto ein paar Marotten aufgetan hatten, die wir gerne einmal abklären lassen wollten....
Tag 47
23.10.2018
Gesagt getan! Bei der Werkstatt erklärten wir, wo wir gerne wollten, dass jemand einen Blick drauf werfe und so machte der Mechaniker gleich einen kompletten Check up zur Fahrsicherheit und wir ließen bei der Gelegenheit das Motoröl und den Filter wechseln. Das Ganze sollte etwa drei Stunden dauern und wir wollten uns derweil in der nächsten Bibliothek die Zeit vertreiben. Man bot uns dreimal an, uns dort abzusetzen, aber wir wollten das Stück zu Fuß gehen und querten einen tollen Park mit einem schönen See und hunderten brütenden Ibissen.
In der Bibliothek vergnügte Philip sich mit dem Programmieren und Bildern raussuchen und ich beschäftigte mich mit dem Blogeintrag und Büchern zum Thema Zeichnen.
Zwischendurch pflegten wir die Gepflogenheiten des Landes und während Philip sein Lunch aß, gustierte ich meine 'Tea time'.
Später kam dann der Mechaniker Steve mit unserem Auto vorgefahren und sammelte uns vor der Bibliothek ein.
Das komplette Durchchecken des Autos kostete knapp 140 AUD und es ergab einen leicht lädierten Stoßdämpfer und eine auszuwechselnde Dichtung, wegen der wir wahrscheinlich soviel Motoröl in den letzten Wochen verloren haben. Steve erklärte uns auch, dass es keine sicherheitsrelevanten Mängel gäbe und der Stoßdämpferwechsel auch durchaus noch etwas auf sich warten lassen könne. Da das etwas teurer wäre, entschieden wir uns dieses erst (wenn überhaupt) nach einiger Zeit in Brot und Lohn zu erledigen und jetzt einmal nur die Dichtung nächste Woche wechseln zu lassen.
Wir kutschierten zu unserem bildschönen nächstgelegenen Campingplatz und trafen einige Franzosen, die auf einer Gemüsefarm gearbeitet hatten. Von ihnen bekamen wir noch einige Tipps und leckere Minitomaten. Wir unterhielten uns über unsere Joberfahrungen und sie rieten uns von der Zwiebelernte ab, da sich das nicht lohnen würde. Sie meinten auch selber, dass sie nur die Farmarbeit machen, da sie das 2nd Year Visa haben wollten, um ein weiteres Jahr in Australien bleiben zu können. Einige Jobs sollen sich schon lohnen, aber alles was nach Gewicht ginge eher nicht.
Im Grunde muss man leider sagen, dass so einige Farmer die Backpacker ausnutzen, die ihre 88 Tage Arbeit auf einer Farm zusammen kriegen müssen, und damit auch die Gehälter extrem gering halten können, da es für diese Backpacker nur darum geht, die Arbeitstage für das zweite Visum zusammen zu bekommen und ihnen das Gehalt egal ist. Aber nicht alle Farmer sind so und wir suchen nur noch nach stündlicher Bezahlung.
Zu später Stunde überraschte uns noch ein Gewitter und so zogen wir uns fix in unser Auto zurück.
Die liebsten Grüße euer Philip und eure Conny!